Viele Jahre verbringe ich nun meine Ferienzeit in Lagos, in Portugal. Über die Jahre werden mir immer mehr Menschen vertraut. Zu meiner Erholung gehört auch das Joggen. Ich laufe regelmäßig durch die Klippen und treffe dabei oftmals die gleichen Menschen. Seit vielen Jahren ist mir ein Mann aufgefallen, der liebevoll mit seinem Hund Zeit und Natur teilt. Die beiden sind ein eingespieltes Team. Es ist ein harmonisches Miteinander, sie brauchen einander und wissen, was sie einander bedeuten. Der Mann weiß, was er an seinem Hund hat und der Hund weiß um die Liebe seines Herrn. Mensch und Tier – so liebevoll vereint.
Ein paar Mal habe ich meinen Lauf unterbrochen und bin mit dem Mann ins Gespräch gekommen. Er hat mir erzählt, dass er aus Deutschland komme und seit einigen Jahren mit seinem Hund und seinem Wohnmobil in Lagos lebe. Ich sah dabei in sein leuchtendes Gesicht und erkannte, dass dieser gewagte Schritt seines Lebens ihn mit einer tiefen inneren Freude erfüllt hat.
Im Sommer 2022 habe ich den Mann wieder gesehen. Er ging mit einer Gehhilfe und ohne Hund. Sein helles Gesicht, sein frohes Angesicht, hatte er immer noch. Was war geschehen? Sein Hund war gestorben und die Spuren des Alters gingen auch an seinem Körper nicht vorbei. Die tiefe Traurigkeit über den Verlust des treuen Vierbeiners ging ihm tief zu Herzen und er sagte mir: „Es ist kaum auszuhalten. Manchmal werde ich in der Nacht wach, suche meinen Hund und schüttele mich vor Tränen. Und dann denke ich: Sonderbar, da weckt dich jemand in der Nacht aus deinem Schlaf und du spürst so sehr Nähe und Liebe, dass es dich innerlich tief bewegt. Es ist so, als wenn mein Hund physisch da ist. Er ist da und ich spüre ihn. Seit diesen Erfahrungen bin ich mir sicher, so sagte er weiter, dass mein Hund mit seinem Wesen bei mir ist. Ich spanne mein Herz aus und lasse seine Liebe in mich hinein. Das macht mein Leben froh, das hilft mir in der Gebrechlichkeit des Alters. Ich weine meine Tränen, denn sie reinigen meine Seele und zeigen mir auch, wie kostbar das Leben mit meinem Hund schon in dieser Welt war.“
Im vorletzten Jahr, am 4. Januar 2021, musste ich mich – mussten wir uns – von Seo, meiner und unserer Hündin, verabschieden. Ich habe sie wie einen Menschen Gott anvertraut. Sie hat am Ende ihren Schmerz und ihre Müdigkeit überwunden. „Dankeschön“ – das haben wir ihr zum Schluss ihr hinterhergerufen. Sie ist mir nun einen Schritt voraus. Sie ist dort, wo ich einmal sein darf, bei Gott, im erfüllten Leben. Das ist erlöste Schöpfung. Seo war immer ehrlich und wahrhaftig in ihren Gefühlen. Dieses Wesen hat sie in mich hineingelegt, das spüre ich in diesen Tagen ganz deutlich. Und je mehr ich dieses Gefühl zulasse, umso mehr ist sie in mir.
Gott sei Dank.