Wer ist für Sie ein glücklicher Mensch? Was hat solch ein Mensch für eine Ausstrahlung? Wann waren Sie selbst in Ihrem Leben einmal zutiefst glücklich?
Ein glücklicher Mensch, so meinten meine Schülerinnen und Schüler, hat Visionen, Ideen und Träume. Ein glücklicher Mensch sieht auch in Zeiten der Bedrängnis und Dunkelheit Zeichen der Kraft, der Liebe und des Lebens. Ein Mensch, der Visionen hat, lebt aus einer Dynamik heraus. Er spürt, dass Träume ihn stärken können und dass Ideen immer ein Entwicklungspotential in sich tragen. Ein Mensch ist glücklich, wenn er diese Ideen in seinem Herzen spürt und mit ihnen visionär nach vorn schauen kann. Er ist in der Lage, dem Licht in der Dunkelheit zu folgen. Eine Vision zu haben, bedeutet, in eine Zukunft zu schauen, von der auch Positives erwartet wird. Wer darauf vertraut, dass Visionen sich erfüllen können, der hat die Energie, ihrem Licht entgegenzugehen und sich weiterzuentwickeln. Natürlich macht ein glücklicher Mensch sein Glück nicht von der vollkommenen Erfüllung der Visionen in seiner Seele abhängig. Wenn sich aber ein Teil davon umsetzen lässt, wird dies sein Glück verstärken.
Unter den Visionen, an die die Schülerinnen und Schüler denken, finden sich die Gründung einer Familie, Erfolg, Gesundheit, Spaß, eine offene Gesellschaft, Unterstützung im Leben, Zuverlässigkeit, finanzielle Unabhängigkeit, Horizonterweiterung durch unterschiedliche Reisen, mutmachende Menschen und Menschen, die Beistand in schwierigen Situationen leisten. Wenn das Leben immer wieder neue Erfahrungen schenkt und auf diese Weise spannend bleibt, wenn ein Mensch Glück und Zeit für sich selbst hat, dann können neue Visionen entstehen.
Visionen hängen wesentlich von der Perspektive ab, von der aus man auf die Welt und das Leben schaut. Welche Visionen entstehen bei einem Menschen, wenn er eine völlig andere Perspektive einnimmt als die Schülerinnen und Schüler? Zu welchen Schlüssen kommt er dann? Der Astronaut Alexander Gerst hat eine ganz besondere Perspektive eingenommen, als er von seinen Visionen erzählt hat. Er hat aus dem Weltall auf die Erde geschaut und entschuldigt sich schon jetzt bei seinen ungeborenen Enkeln für den Zustand dieses Planeten. Wir roden Wälder, ruinieren das Klima, verschmutzen die Meere mit Müll, verschwenden limitierte Ressourcen und führen sinnlose Kriege. Wir sind egoistisch und rücksichtslos in unserem Verhalten. Wie kann es uns gelingen, unsere zerbrechliche Erde für zukünftige Generationen zu erhalten? Die eigene Sichtweise ist immer unvollständig. Ein Blick von außen, wie Alexander Gerst ihn eingenommen hat, hilft, sich zu besinnen. Er hilft zu erkennen, dass Träume wichtiger sind als Geld, dass die Zukunft wichtiger ist als die Vergangenheit. Wie hilfreich wäre es, durch die Augen der eigenen Nachkommen in die Zukunft schauen zu können! Da das nicht möglich ist, möchte Alexander Gerst sich jedenfalls bemühen, diese Zukunft möglich zu machen.
Der Philosoph Josef Pieper sagt: „Glücklich ist, wer schaut, was er liebt“. Alexander Gerst hat mit liebenden Augen aus dem Weltall auf die Erde geschaut. Seine Liebe für diesen Erdball ist so stark, dass er diese Liebe gern mit seinen Nachkommen teilen möchte. Er möchte das Glück, das ihm diese Liebe schenkt, anderen Menschen mitteilen, damit auch in ihren Herzen die Liebe für diese Erde erweckt wird. Darum schenkt er uns Gedanken, die tief in seinem Herzen sind. Wird die Liebe der Menschen ausreichen, dass sie diese Erde schützen? Werden seine Enkel ihre Schönheiten noch schauen können und dadurch glücklich werden?
Schaut ein Mensch mit liebenden Augen auf die Schöpfung und auf den Nächsten, dann verändert sich etwas. Jesus hat sein ganzes Leben lang auf die grenzenlose Liebe des Vaters geschaut. Wie kein anderer konnte er aus dieser Liebe leben und handeln. Er hat Menschen wie Petrus, Johannes und Andreas eingesetzt, die immer wieder auf die Grenzen der Liebe gestoßen sind. Dennoch hat er jedem Einzelnen von ihnen zugetraut, seine Botschaft der Liebe in die Welt zu tragen. Gottesdienst zu feiern, heißt, sich von dieser Liebe anstecken zu lassen und diese Liebe voller Mut zu leben und mitzuteilen. Entscheidend ist, dass diese Liebe von Gott kommt. Sie wird den Menschen niemals klein machen oder zerstören. Wenn es auch noch so mühsam sein sollte, sind wir darum aufgefordert, den Weg der Versöhnung, der Liebe und Barmherzigkeit zu suchen und zu gehen. Diese Liebe ist, was uns hält und trägt. Sie macht alles neu. Sie macht uns wahrlich zu glücklichen Menschen. Glücklich der Mensch, der auf Gottes Liebe vertraut. Dieses Glück sollten wir miteinander teilen.
Das Glück miteinander teilen
RSW – Religiöse-Schul-Woche in der Friedensschule