Immer wieder habe ich gerne Worte von Tomas Halik gelesen. Die Gestaltung geistlichen Lebens liegt ihm am Herzen. In meinem eigenen Leben versuche ich, meine Spiritualität immer wieder zu vertiefen und zu verändern, um sie lebendig zu halten.
Tomas Halik erzählt vom geistlichen Leben eines Priesters. Folgende Aussage trifft für mich den Nagel auf den Kopf:
„Reichliches Nachdenken erfordert der Lebens- und Arbeitsstil eines Priesters.
Erforderliche Erholung und Entspannung, sowie die Sorge für die eigene Gesundheit kommen hinzu.“
Wie treffend und zugleich herausfordernd ist diese Lebenseinstellung und Lebenshaltung, denn auch der Priester ist ja Kind dieser, unserer Zeit. Unsere aktuelle Zeit ist doch gekennzeichnet durch Schnelligkeit und Zeitmangel, wodurch vieles auch oberflächlicher wird. Halik rät zum Innehalten, zum reichlichen Nachdenken. Ermögliche dir ausreichend Zeit, schenke dir mehr, als du erwartest, das macht dein Leben ruhiger und tiefer. Die Hektik stresst dich, du machst leichter Fehler, verlierst deine Gelassenheit und Zufriedenheit. Deine Unausgeglichenheit überträgt sich auf andere, du wirst ihnen gegenüber ungerecht und trägst nicht zum Frieden bei. Gerade in der Seelsorge ist Muße entscheidend. Sie ermöglicht dir, dass du wachsam bleibst für die Gedanken, die nicht aus dir selbst kommen, die Geschenke sind – für den Glaubenden sind es Geschenke Gottes. Der Priester, der sich genug Zeit zum Nachdenken nimmt, findet Gott als den Schenkenden, den Ideengeber, den Ratgeber, den Beistand, der hilft und unterstützt.
Außerdem gehören für Tomas Halik Erholung und Entspannung unbedingt dazu. Die entscheidende Frage, die sich jeder stellen muss:
Wie und wo erhole ich mich am besten?
Wie spüre ich, dass ich erholt bin?
Suche ich Erholung nur im Urlaub oder finde ich auch Erholungszeiten im Alltag meines Lebens?
Hier geht darum, auf Entdeckungsreise zu gehen. Nachzuspüren, was für mich wirklich notwendig ist.
Ich kann mich dabei beraten lassen. Das eigene Spüren, das eigene Entscheiden aber ist unerlässlich. Nicht ein anderer, nur du selbst, kannst herausfinden, was dir Erholung und Entspannung gibt.
Eine wichtige Frage dabei ist noch:
Ist das, was du dir vorgenommen hast, auch realistisch?
Kannst du es in dein Leben integrieren?
Hast du genügend Kraft, dich auch gegen Widerstände zu wehren, denn unsere Gesellschaft akzeptiert oft keine Erholung, Entspannung oder Muße.
Sorge dich um deine Gesundheit. Überforderung, Burnout so heißt das heutige Schlagwort, zermürben dich und machen dich krank. Ein geistlicher Mensch muss nicht immer alle Kraft einsetzen, ständig in Aktion sein. Geist und Körper brauchen Pausen und Ruhe. Es braucht nicht nur den Sabbat einmal in der Woche, sondern kleine Sabbatzeiten in der Woche.
Hast du sie in deinem Alltag?
Wenn ja, wie wirken diese Zeiten auf dich und andere?
Diese Impulse sind nicht nur für Priester Anstöße gelingenden Lebens. Mögen wir alle diese Impulse aufgreifen und konkret auf unser Leben anwenden und wirken lassen. Ich bin überzeugt, sie machen unser Leben tiefer und reicher.