Seit Jahren gehe ich in das Neue Jahr mit einem Wort, dass mich während der 365 Tage begleitet und an das ich mich immer wieder erinnere und für mich bedenke. In den letzten drei Jahren war es stets das Wort „Wahrhaftigkeit“. Darin verborgen liegen Fragen wie:

  • Lebst du dein Leben so, wie du es dir vorstellst und Gott es sich von dir wünscht?
  • Lebst du deine Berufung der Gottes-, Nächstenliebe und der Selbstliebe?

Nun, nach drei Jahren, und eigentlich seit 2015, als die ersten Wege der Gemeindefusion auch an der St. Stephanusgemeinde nicht mehr Halt machten und die Gemeinschaft Emmanuel die Leitung übernahm, spürte ich, wie meine Berufung ins Wanken geriet. Zu viel Organisation und strukturelle Fragen, die von oben auferlegt wurden und die auf diese Weise die Eigenverantwortung der Gemeinde vor Ort immer mehr zurückgedrängte, schafften ein neues Kirchenbild, das nicht mehr meins war, das mir immer fremder wurde. Es ist das Ende einer liberalen Kirche, so habe ich es empfunden, in der ich keinen Platz mehr hatte, in der ich mich selbst verlor, in der ich meine Wahrhaftigkeit hätte aufgeben müssen. Acht Jahre, wie gesagt, seit 2015, gehen mir diese Gedanken durch Mark und Bein, durch Verstand und Seele. Ich habe mich mit vielen Menschen ausgetauscht. Mit Freundinnen und Freunden, die mir nicht nach dem Mund geredet, sondern ehrlich und aufrichtig ihre Sichtweisen formuliert haben. Mit meiner Familie, die mich mitfühlend und konstruktiv begleitet hat und mit fachkundigen Menschen aus der Theologie, Medizin und Psychologie, die permanent an meiner Seite waren. Hinzukommt kam das Einlassen auf meine innere Kraft und Stärke. Bei Dostojewski, einen meiner Lieblingsautoren, lese ich: „Das Leben ist in uns selbst – nicht außer uns!“ Meine Familie und geliebte Menschen haben diese innere Freiheit und Stärke in mir mitentwickelt, geschenkt bekommen habe ich sie von Gott. Im Gebet, in der Meditation und Stille komme ich meinem Inneren am nächsten und spüre die Freude geschenkten Lebens. Hinzu kommen Gesang, Klavierspiel und geistliche Worte und Literatur, die meine Seele zum Klingen bringen. In allen Fragen meines Lebens und meiner Berufung habe ich diese für mich lebensnotwendigen Element des Lebens niemals außer Acht gelassen und sie regelmäßig gepflegt.

Drei Jahre begleitet mich das Wort „Wahrhaftigkeit“ und seit Oktober 2023 habe ich mich entschieden: Du bleibst Seelsorger, denn die Liebe zu Gott und zu den Menschen ist nach wie vor in voller Dynamik in meiner Seele. Aber ich werde fortan, losgelöst von den kirchlichen Strukturen, Gott und den Menschen dienen. Heute, nach fünf Monaten möchte ich sagen:
Das fühlt sich gut an. Mehr Ehrlichkeit, mehr Freiheit, mehr Weite.
„Du führst uns hinaus ins Weite“, so heißt es in einem Lied. Es sind Worte aus den Psalmen. Dieses Wort ist mir Antrieb und Segen.

Euer / Ihr

Thomas Laufmöller

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